Carl Einstein. Werke und Briefe

Carl Einstein (1885-1940) gehörte zu den wichtigsten Kunstkritikern des frühen 20. Jahrhunderts, deren programmatische Schriften die zeitgenössische Kunstszene beeinflussten. Mit seiner experimentellen Prosa, wenigen Erzählungen und dem Roman „Bebuquin oder Die Dilettanten des Wunders“ hatte er maßgeblichen Anteil am literarischen Expressionismus. Archiv und Sammlung umfassen Werkmanuskripte und -notizen, Vorarbeiten zu Großprojekten wie „Handbuch der Kunst“, „Histoire de lʼart“ und „Bebuquin II“, Exzerpte und Entwürfe, persönliche Unterlagen und Fotos, darüber hinaus Sammlungen von Porträts und Zeitzeugenberichten sowie Briefe u.a. an Tony Simon-Wolfskehl und Maria Einstein.

Biographie

Geb. 26.04.1885 Neuwied (Rheinland) – gest. 05.07.1940 bei Pau in den französischen Pyrenäen.

Nach abgebrochener Banklehre 1904 Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Geschichte und Altphilologie in Berlin, u.a. bei Georg Simmel; 1907 erster Paris-Aufenthalt, Bekanntschaft mit Georges Braque, Pablo Picasso und Juan Gris; erste Veröffentlichungen, literarische Arbeiten und kunstwissenschaftliche Studien in den Zeitschriften „Hyperion“ und „Die Aktion“; 1914 Kriegsfreiwilliger; 1915 Veröffentlichung von Einsteins Buch „Negerplastik“, einer Auseinandersetzung mit afrikanischen Kunstprinzipien; 1916 Verwundung, Versetzung zur Zivilverwaltung nach Brüssel, dort in der Bibliothek des Kolonialamtes tätig, Bekanntschaft mit Gottfried Benn, Carl Sternheim und Otto Flake; 1918 Rückkehr nach Berlin, Mitarbeit an den Dada-Zeitschriften „Die Pleite“ und „Der blutige Ernst“; Auseinandersetzung mit Konstruktivismus, Kubismus und Surrealismus; 1926 Publikation einer ersten kunstgeschichtlichen Bilanz „Die Kunst des 20. Jahrhunderts“; 1928 Übersiedlung nach Paris, dort Mitherausgeber der Zeitschrift „documents“; 1933 - der Auslandsaufenthalt wird zum Exil; 1936–1939 Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg; 1940 Internierung im Pyrenäenlager Gurs, Entlassung; als Spanienkämpfer ist ihm die Flucht über Spanien versperrt; Freitod im Fluss Gave de Pau.

Archiv und Sammlung

Erzählende Prosa, u.a. „Bebuquin“, „Bebuquin II“; Theoretische Schriften, u.a. „Die Fabrikation der Fiktionen“, „Handbuch der Kunst“, „Histoire de l’art“; Lyrik; Briefe an Maria Einstein, Hans Pfitzner, Tony Simon-Wolfskehl u.a.; Bio-bibliographische Unterlagen; Sammlungen zum Archiv, u.a. Rezensionen, Aufsätze, Bilder, Plakate, Einladungen.

Bestandsgeschichte

Der „Berliner Nachlass“ wurde 1962 von Maria Einstein, der ersten Frau von Carl Einstein, dem Archiv der Akademie der Künste gestiftet, weitere Teile daraus übergab später Einsteins Tochter Nina Auproux. Er umfasst Einsteins Frühwerk bis zur Trennung von Maria Einstein Anfang der 1920er Jahre. Der „Pariser Nachlass“ mit den später entstandenen Werken folgte als Stiftung der zweiten Ehefrau Lyda Guévrékian. Er hatte nach Einsteins Lageraufenthalt und Freitod im Besitz des Maler-Freundes Georges Braque die Zeiten überdauert und kam 1964 nach einem Zwischenaufenthalt in der Universitätsbibliothek Göttingen in die Akademie. Die Sammlung wurde von der Literaturwissenschaftlerin Sibylle Penkert begründet. Das Archiv steht in der Liste Kulturgutschutz: „Nr. 307“.

Zitierweise

Akademie der Künste [AdK], Berlin, Carl-Einstein-Archiv