Hanns Eisler in Kalifornien und in Ost-Berlin – Fotos von Gerda Goedhart
Die in Magdeburg geborene Fotografin Gerda Goedhart (geb. Weimann, 1906-1993) hatte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mehr als drei Jahre in einem Internierungslager in Japan verbringen müssen, ehe sie 1946 nach Kalifornien ausreisen konnte. Dort traf sie u.a. die deutschen Emigranten Bertolt Brecht und Hanns Eisler wieder, die sie zehn Jahre zuvor im Londoner Exil kennengelernt hatte. In Kalifornien entstand eine erste Serie von Fotografien Hanns Eislers, der damals aufgrund der gegen ihn gerichteten Ermittlungen des „Ausschusses zur Verfolgung unamerikanischer Tätigkeiten“ (HUAC) eine schwere Krise durchlebte: Goedharts Aufnahmen zeigen den Komponisten nachdenklich und ermattet vor dem direkt an der Pazifikküste gelegenen Holzhaus in Malibu, das Hanns und Lou Eisler von 1945 bis 1948 bewohnten.
In den 1950er Jahren besuchte die nun in den Niederlanden lebende Gerda Goedhart regelmäßig Ost-Berlin, wo ihr einige heute ikonisch gewordene Portraitfotos von Brecht (mit und ohne Zigarre), aber auch weitere charakteristische Aufnahmen von Eisler gelangen. Während die Rechte an ihren Brecht-Fotos heute beim Suhrkamp Verlag liegen, überschrieb die Fotografin die Nutzungsrechte an ihren gesammelten Eisler-Fotos 1979 der Akademie der Künste.
Biographie
geb. 6. Juli 1898 Leipzig – gest. 6. September 1962 Berlin
Aufgewachsen in Wien, 1916–1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg, 1919–1923 Schüler Arnold Schönbergs; 1925 Übersiedlung nach Berlin, 1929 Begegnung mit Ernst Busch und Beginn der Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht; 1933–1948 im Exil, ab 1938 in den USA, ab 1942 in Kalifornien; 1948 Ausweisung aus den USA; 1949 Nationalhymne der DDR, ab 1950 Professur für Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik in Ost-Berlin und Leiter einer Meisterklasse an der Akademie der Künste.
Bestandsgeschichte
Nach Eislers Tod gründete die Akademie der Künste in Ost-Berlin 1963 das Hanns-Eisler-Archiv. Zu ihm gehören heute neben dem eigentlichen Nachlass des Komponisten auch Teilnachlässe seiner zweiten und dritten Ehefrau, Louise Eisler-Fischer und Stephanie Eisler. Hinzu kam im Lauf der Jahre eine umfangreiche Sammlung zum Hanns-Eisler-Archiv, wozu u.a. auch die Eisler-Aufnahmen von Gerda Goedhart zählen.